Arbeitsstörungen und Persönlichkeit

Arbeitsstörungen und Persönlichkeit

von: Karl König

Psychiatrie-Verlag, 2009

ISBN: 9783884142226

Sprache: Deutsch

170 Seiten, Download: 2952 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Arbeitsstörungen und Persönlichkeit



Anmerkungen zur Therapie (S. 145-146)

Arbeitsstörungen spielen in den meisten psychoanalytischen Therapien eine Rolle: als Hauptsymptom oder als ein begleitendes Symptom neben einer anderen Symptomatik. Bei der Indikationsstellung ist es wichtig, zwischen primären und sekundären Arbeitsstörungen zu unterscheiden. Eine primäre Arbeitsstörung liegt vor, wenn die Arbeitsproduktivität eines Patienten schon immer beeinträchtigt war. Um eine sekundäre Arbeitsstörung handelt es sich, wenn der Betreffende gut arbeiten konnte, seine Arbeitsproduktivität sich aber im Rahmen einer neurotischen oder auch psychotischen Erkrankung gemindert hat.

Die Unterscheidung zwischen einer primären und einer sekundären Arbeitsstörung ist nicht immer leicht zu treffen. So kann ein Patient, der in der Schule infolge hoher Begabung gut mitkam, ohne viel zu arbeiten, versagen, wenn er mit den höheren Anforderungen an der Universität konfrontiert wird. Dann kann er eine reaktive Depression entwickeln. Die Depression ist aber nicht Ursache der Arbeitsstörungen, sondern umgekehrt: Die Arbeitsstörungen sind Ursache der Depression.

Natürlich verstärken sich Arbeitsstörungen und Depression gegenseitig. So kann es zu selbstverstärkenden Kreisprozessen kommen: Die Arbeitsstörungen rufen eine Depression hervor, die Depression verstärkt die Arbeitsstörungen, die verstärkten Arbeitsstörungen verstärken die Depression. Man muß dann unterscheiden, ob der betreffende Student – ich möchte im folgenden bei diesem Beispiel bleiben – einfach nur ungeübt ist oder ob eine neurotische Störung schon während der Schulzeit vorlag, etwa eine Störung mit Charaktersymptomen, zu denen Störungen im Arbeitsbereich gehört hätten, wenn die Arbeitsanforderungen höher gewesen wären.

Begabte Schüler arbeiten oft wenig und lernen deshalb das Arbeiten nicht. Hier muß keine Charakterneurose vorliegen. Der Student wäre mit der Tatsache zu konfrontieren, daß er das Arbeiten nicht gelernt hat. Die damit verbundenen Kränkungen wären zu bearbeiten, und es wäre mit ihm zu besprechen, wie er das Versäumte nachholen könnte. Die meisten Studentenberatungsstellen bieten Kurse an, die den Studierenden dabei helfen, Arbeitstechniken zu erwerben, die sie auf der Schule nicht erworben haben.

Dafür, daß latent vorhandene Arbeitsstörungen bei einer Änderung der Arbeitsanforderung manifest werden können, ist der Übergang von der Schule zur Universität ein besonders prägnantes Beispiel. Entsprechendes kommt natürlich auch in anderen Arbeitsbereichen vor, wenn sich die Anforderungen ändern; zum Beispiel durch die Einführung von elektronischer Datenverarbeitung in einem Betrieb. Hier spielt natürlich auch das Alter eine Rolle.

Die Fähigkeit zum Umlernen nimmt bekanntlich mit dem Alter ab. Hier ist dann zwischen altersbedingten und charakterneurotisch bedingten Schwierigkeiten zu unterscheiden; bei einer solchen Umstellung kann sich aber auch ein Begabungsdefizit herausstellen. Die Arbeitsfähigkeit kann durch die Symptome einer sogenannten Symptomneurose (im Unterschied zur Charakterneurose) beeinträchtigt sein. Ein gutes Beispiel ist eine Zwangsneurose mit Kontrollzwängen. Die Arbeitsergebnisse müssen immer wieder kontrolliert werden, was die Arbeitsproduktivität oft drastisch einschränkt. Manche Zwangsneurosen bestehen seit der Kindheit, andere manifestieren sich erst im Erwachsenenalter.

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