Stress am Arbeitsplatz - Theoretische Grundlagen, Ursachen, Folgen und Prävention

Stress am Arbeitsplatz - Theoretische Grundlagen, Ursachen, Folgen und Prävention

von: Marcel Allenspach, Andrea Brechbühler

Hogrefe AG, 2005

ISBN: 9783456741925

Sprache: Deutsch

161 Seiten, Download: 1372 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Stress am Arbeitsplatz - Theoretische Grundlagen, Ursachen, Folgen und Prävention



Cannon (1914) bezeichnete Stress als «unspezifische Antwort des Organismus auf die Störung des homöostatischen Gleichgewichts und als den Versuch, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen». Selye (1936): «Stress ist keine mechanische, sondern eine individuelle Reaktion des Organismus auf äußere Reize.» Lazarus (1966): «Stress ist der Zustand eines Individuums (oder allgemeiner: eines Lebewesens), das sich entweder physisch oder psychisch bedroht sieht.» Kagan (1970): «Stress ist der physiologische Zustand, der den Organismus zur Aktion vorbereitet.» Levi (1972): «Stress ist die unspezifische Reaktion des Körpers auf irgendeine Anforderung, die an ihn gestellt wird.» Janke (1974): «Stress ist ein psychisches oder somatisches Geschehen, das hinsichtlich seiner Intensität und/oder Dauer von der intraindividuellen Normallage abweicht.» Kosmolinskij (1976): «Stress ist das System der Reaktionen des Organismus auf emotionale Reize (oder Stressoren) bedeutender Stärke, die gerichtet sind auf die Schaffung eines neuen Adaptionsniveaus oder die Formierung des Verhaltens des Organismus als Antwort auf sich verändernde Bedingungen.» Lazarus und Launier (1978): «Stress ist ein Ereignis, bei dem Umwelt oder innere Anforderungen die adaptiven Ressourcen eines Individuums, eines sozialen Systems oder Gewebesystems in Anspruch nehmen oder übersteigen.» Sudadov (1981): «Stress ist die Entstehung bei Konfliktsituationen, wenn der Mensch aus verschiedenen Gründen seine führenden sozialen oder biologischen Bedürfnisse nicht befriedigen und die beruflich, sozial, persönlich oder biologisch notwendigen Resultate nicht erreichen kann.» Hacker und Richter (1984): «Stress ist die Reaktion auf unannehmbar oder bedrohlich erlebte, konflikthafte Fehlbeanspruchungen, die aus starker Überoder Unterforderung der Leistungsvoraussetzungen beziehungsweise dem ‹InFrage-Stellen› wesentlicher Ziele einschließlich sozialer Rollen entstehen.» Temml und Hubalek (1995): «Stress ist eine individuelle Reaktion des Organismus auf äußere oder innere Reize, wobei die Reaktion auf den einwirkenden Stressor abhängt von der Einstellung des Einzelnen zu den Belastungen, von der Struktur der Persönlichkeit sowie von der Stabilität des Ichs.» Nicht nur Laien, sondern auch Experten definieren also Stress ganz unterschiedlich. Zur näheren Erläuterung unserer weiteren Ausführungen wollen

Grundlagen

wir hier zusätzlich die Begriffe Stressor, Stressreaktion und arbeitsbedingter Stress genauer definieren:
Stressoren
Stressoren sind Objekte, Reize, Ereignisse und Situationen, die bedrohlich sind und zu Schädigungen führen können. Stressoren führen abhängig von ihrer Stärke und unseren Bewältigungsfähigkeiten zu einer Stressreaktion. In welchem Ausmaß uns etwas stresst, hängt also nicht nur vom Stressor selbst ab, sondern auch von unserer Persönlichkeit und unserer momentanen Verfassung.

Auf ein und denselben Stressor können verschiedene Menschen sehr unterschiedlich reagieren. Beispielsweise kann Musik am Arbeitsplatz von einer Person als angenehm und inspirierend empfunden werden, während sich jemand anders dadurch gestört und gestresst fühlt. Allgemein gesagt sind Anforderungen dann stressend, wenn wir annehmen, dass wir diese nur schwer oder gar nicht bewältigen können.

Stressreaktion
Eine Stressreaktion ist ein subjektiver Zustand, der aus der Befürchtung entsteht, eine sehr unangenehme, zeitlich nahe und subjektiv lang andauernde Situation wahrscheinlich nicht vermeiden zu können. Die betroffene Person erwartet, die Situation weder beeinflussen noch durch Einsatz von persönlichen oder äußeren Ressourcen bewältigen zu können.

Eine Stressreaktion umfasst Reaktionen auf verschiedenen Ebenen. Wir reagieren mit unserem ganzen Organismus, unserem Denken, Fühlen und Erleben auf einen Stressor. Arbeitsbedingter Stress/arbeitsbedingte Stressreaktion
Unter Arbeitsbedingtem Stress versteht man Reaktionen auf widrige und schädliche Aspekte des Arbeitsinhaltes, der Arbeitsorganisation und der Arbeitsumgebung. Diese Reaktion äußert sich in unseren Gefühlen, unserem Verhalten und unserem körperlichen Befinden. Wir reagieren auf diese Bedingungen zum Beispiel mit Erregung, Unbehagen und oft mit einem Gefühl der Überforderung. Der Auslöser ist ein Stressor, der mit der Arbeit zu tun hat. Arbeitsbedingter Stress ist die Reaktion darauf. Arbeitsbedingter Stress ist also wissenschaftlich gesehen eine arbeitsbedingte Stressreaktion.

Psychische Belastung
Belastung ist etwas, das von außen auf uns zukommt. Unter psychischer Belastung versteht man die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen einwirken. Eine große Menge verschiedener Belastungsfaktoren können Stress auslösen. In der Regel hat Stress nicht nur eine Ursache, sondern entsteht durch Mehrfachbelastung. Die verschiedenen Ursachen können unabhängig voneinander wirken oder sich gegenseitig verstärken.

Psychische Beanspruchung
Psychische Beanspruchung ist die Auswirkung individueller, zeitlich begrenzter psychischer Belastung. Negative Beanspruchungen sind insbesondere Unterund Überforderung, Frustration und Bedrohung. Das Ausmaß der Beanspruchung ist abhängig von den Voraussetzungen des Individuums und seinem momentanen Zustand. Zu den Folgen psychischer Beanspruchung gehören psychische Ermüdung und Übermüdung, Monotonie, psychische Sättigung und Stress. Alle diese Faktoren können zu psychischen und körperlichen Störungen und Erkrankungen führen.

Überund Unterforderung
Zu Unteroder Überforderung kommt es bei einem Ungleichgewicht zwischen den an uns gestellten Anforderungen und unseren Kompetenzen oder Ressourcen. Dabei sind nicht nur die objektiv vorliegenden Anforderungen und Kompetenzen relevant, sondern vor allem unsere subjektive Einschätzung. Es ist entscheidend, wie wir die Situation und unsere eigenen Fähigkeiten selbst beurteilen. Sowohl bei Unterals auch bei Überforderung leiden das persönliche Wohlbefinden und die Qualität der Arbeit.

Überforderung kann beispielsweise durch Zeitdruck, übermäßige Arbeitsmenge oder durch einen zu hohen Schwierigkeitsgrad entstehen. Auch unklare Aufgabenstellungen sind häufig Ursache von Überforderung. Dauernde Überforderung führt zu psychischer Ermüdung. Wenn wir uns davon nicht genügend erholen, kann es zu chronischer Übermüdung, Erschöpfung und in der Folge zu psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen und Krankheiten kommen. Bei Überforderung hilft vor allem eine Verbesserung der eigenen Kompetenzen oder eine Vereinfachung der Aufgaben.

Unterforderung entsteht vor allem bei sehr monotonen Tätigkeiten, bei zu geringer Arbeitsmenge und fehlenden Gelegenheiten, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten zu nutzen. Als Gegenmaßnahme hilft das Anpassen der Arbeitsanforderungen an das eigene Können.

Psychische Ermüdung
Psychische Ermüdung entsteht zumeist als Folge ständiger Überforderung. Wenn wir psychisch ermüdet sind, ist unsere Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Wahrnehmung und Denken sind beeinträchtigt, Aufmerksamkeit und Konzentration lassen stark nach und durch Störungen der Koordination zwischen Auge und Hand können ungenaue oder ungeschickte Bewegungen auftreten. Die Arbeit wird sehr anstrengend, wir fühlen uns müde. Je länger wir eine Tätigkeit trotz Ermüdung weiterführen, umso rascher nimmt die Müdigkeit zu. Brechbühler. 1. Auflage.

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