Disziplinmanagement in der Schulklasse - Wie Sie Unterrichtsstörungen vorbeugen und bewältigen

Disziplinmanagement in der Schulklasse - Wie Sie Unterrichtsstörungen vorbeugen und bewältigen

von: Gustav Keller

Hogrefe AG, 2014

ISBN: 9783456954578

Sprache: Deutsch

176 Seiten, Download: 1447 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Disziplinmanagement in der Schulklasse - Wie Sie Unterrichtsstörungen vorbeugen und bewältigen



1 Das Klagelied vom undisziplinierten Schüler (S. 9-10)

Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul.
Babylonische Tontafel (ca. 1000 vor Christus)

Seit dem Beginn der Schulgeschichte vor 5000 Jahren steht die Disziplin der Schülerinnen und Schüler in der Kritik (Keller 2005). Es wird bemängelt, dass sie sich im Unterricht unmotiviert, unkonzentriert und störend verhalten. Im Folgenden wird Kulturepoche für Kulturepoche aufgezeigt, wie die Erwachsenen die Unterrichtsdisziplin jeweils wahrgenommen und erlebt haben. Die Recherchen beginnen in den ersten Schulhäusern der Menschheit und enden in der Jetztzeit.

Mesopotamien

Die Schule als gesellschaftliche Institution wurde um das Jahr 3000 v. Chr. in Sumer gegründet. Die Gründerväter waren Kaufleute, Baumeister und Landvermesser, die schlicht und einfach keine Zeit mehr hatten, ihren Kindern und Jugendlichen das nötige Kulturwissen zu vermitteln. Die Schüler schrieben mit keilförmigen Griffeln auf Tontafeln. Die ersten Schulhäuser hießen deshalb Tafelhäuser, die Lehrer Väter des Tafelhauses. Es handelte sich um eine Knabenschule, die vom 9. bis 14. Lebensjahr besucht wurde. Auf dem Lehrplan standen Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen und Religion. Die Tafelhausliteratur, auf circa 20 000 Tontäfelchen aufgezeichnet, enthält relativ viel Schul- und Schülerkritik. Geklagt wird über schlechte Schrift, Lernrückstände und schlechtes Betragen. Vor allem die Disziplinlosigkeit beunruhigte und stresste manche Eltern so stark, dass sie nachts nicht mehr schlafen konnten.

Altes Ägypten

Die Schule im alten Ägypten wurde Pharaos Unterrichtsstall genannt. Kernfächer waren das Lesen und Schreiben von Hieroglyphen sowie die Mathematik. Die überlieferten Papyri enthalten auch Informationen über den pharaonischen Schulbetrieb, die Schulleistungen und das Schülerverhalten. Der Tenor der Schülerbilder ist eher negativ. An Fehlverhaltensweisen werden genannt: Disziplinschwierigkeiten, Gewalt und Aggression sowie das Schuleschwänzen. Darüber hinaus wird auch angemerkt, dass die Jugendlichen das Bier mehr lieben als die Papyri.

Abweichendes Schülerverhalten versuchte man zum einen mit Ermahnungen zu bekämpfen: «Verlier deine Zeit nicht mit Wünschen, sonst wirst du zu einem bösen Ende kommen» (Durant/ Durant 1985, S. 162). Zum anderen wurde auch geprügelt. In einem Lehrerleitfaden steht lapidar: «Die Ohren des Jugendlichen sind auf dem Rücken angebracht. Er hört zu, wenn man ihn schlägt» (Erman 1923, S. 243). Dies schien kurzzeitig Wirkungen gezeitigt zu haben. Reumütig schrieb ein Schüler seinem Lehrer: «Du schlugst meinen Rücken und deine Belehrungen gingen in mein Ohr» (Erman, S. 267). Dass die pädagogische Arbeit ein schwerer Job ist, scheint den altägyptischen Lehrern recht bald bewusst geworden zu sein. Die folgende Klage zeugt davon: «… Affen werden gezähmt, Pferde schneller abgerichtet und Löwen eher gebändigt als ein Schüler belehrt wird» (Brunner-Traut 1974, S. 70).

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