Elvis - Mein bester Freund - Über die großen Tage des Radios, die wilden Zeiten des Rock'n'Roll und meine lebenslange Freundschaft mit Elvis Presley

Elvis - Mein bester Freund - Über die großen Tage des Radios, die wilden Zeiten des Rock'n'Roll und meine lebenslange Freundschaft mit Elvis Presley

von: George Klein, Chuck Crisafulli

Hannibal Verlag Edition Koch, 2010

ISBN: 9783854453383

Sprache: Deutsch

384 Seiten, Download: 1326 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Elvis - Mein bester Freund - Über die großen Tage des Radios, die wilden Zeiten des Rock'n'Roll und meine lebenslange Freundschaft mit Elvis Presley



»GK, alter Kumpel.«

Elvis war guter Laune. Und wenn Elvis gute Laune hatte, waren auch alle um ihn herum guter Laune.

»Hey, Elvis«, antwortete ich. »Hallo zusammen.«

»Komm hier rüber, GK«, sagte er. »Setz dich, und bleib ein bisschen hier.«

Er saß auf der Kopfseite des Tischs in seinem Esszimmer in Graceland und wirkte entspannt, glücklich und so cool, wie man nur sein konnte. Elvis deutete auf den leeren Stuhl zu seiner Rechten, also nahm ich dort Platz und begrüßte einige der anderen Leute am Tisch: Priscilla, Joe Esposito, Charlie Hodge, Richard Davis. Es war Anfang Januar 1969. Joe, Charlie und Richard arbeiteten alle für Elvis. Sie waren bekannte Mitglieder der so genannten »Memphis-Mafia«, also überraschte es mich nicht, sie bei diesem informellen Abendessen zum Ferienausklang anzutreffen. Am anderen Ende der Tafel indes sah ich ein paar Gesichter, mit denen man in Graceland nicht ganz so häufig konfrontiert wurde –Gesichter, die mehr die geschäftliche Seite von Elvis’ Welt repräsentierten: der Plattenproduzent Felton Jarvis etwa, der zu einem zuverlässigen musikalischen Partner geworden war, seit Elvis einige Jahre zuvor Aufnahmen in Nashville gemacht hatte; Freddy Bienstock, Elvis’ Verbindungsmann zum Verlag Hill and Range Publishing, der so gut wie alle von Elvis aufgenommenen Songs verwertete; und schließlich Tom Diskin, die rechte Hand von Elvis’ langjährigem Manager Colonel Tom Parker.

Seit Elvis Graceland 1957 gekauft hatte, war ich dort stets ein gerngesehener Gast gewesen. Ich hatte ihn sogar bei der Besichtigung des Anwesens vor dem Kauf begleitet. Ich fühlte mich in Graceland so wohl, dass es für mich nicht »Graceland«, sondern einfach nur »das Haus« war. Den meisten, die Elvis nahe standen, ging es ebenso. Doch so oft man mich dort auch schon empfangen hatte, war es doch jedes Mal etwas ganz Besonderes, Elvis während der Ferien zu Hause zu besuchen.

In jenem Jahr war Elvis kurz vor Weihnachten nach Hause zurückgekehrt. Er hatte gerade die Arbeiten zu einem seiner Hollywoodfilme abgeschlossen, und ich war froh gewesen, während der Ferien so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen zu können. Wie immer hatten Elvis und Priscilla Graceland in eine Art Winterwunderland verwandelt. Die herrlichen Eichen des Anwesens waren mit glitzernden Lichterketten geschmückt, und im Esszimmer stand ein wunderschöner Weihnachtsbaum. Er liebte diese Jahreszeit. Das Weihnachtsfest 1968 war ein besonders schönes gewesen – sein erstes als Vater. Am Weihnachtsabend hatten sich ein paar von uns zu einer sehr familiären und fröhlichen Feier im Haus eingefunden (bei der sich Elvis’ Vater Vernon für die damals elf Monate alte Lisa Marie als Nikolaus verkleidete). In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr hatten wir mehrere private Abendvorstellungen im Memphian-Kino besucht (Elvis hatte an der verrückten Komödie »Candy« mit Marlon Brando einen Narren gefressen), bevor wir mit einer Privatparty in der Thunderbird Lounge, die in der Innenstadt von Memphis lag, gemeinsam das neue Jahr einläuteten.

In den ersten Tagen des neuen Jahres kehrte in Graceland wieder der Alltag ein. Elvis kam in der Regel gegen 22 Uhr zum Abendessen herunter. Wer sich gerade auf dem Anwesen aufhielt, war mehr als willkommen, ihm Gesellschaft zu leisten. An jenem Abend standen einige seiner Lieblingsspeisen aus den Südstaaten auf dem Tisch: Hackbraten, Gemüse, Kartoffelbrei, Maisbrot. Ich hatte schon vor Jahren festgestellt, dass mir Hackbraten spätabends nicht sonderlich gut bekam, also hatte ich mir angewöhnt, schon zu essen, bevor ich Elvis besuchte. Wenn ich mit ihm bei seinem späten Abendbrot zusammensaß, trank ich noch eine Pepsi oder aß einen kleinen Nachtisch. An jenem Abend aber dachte ich zuallerletzt ans Essen. Als ich hörte, dass Felton, Tom und Freddy vorbeischauen wollten, wusste ich, dass über Geschäfte geredet würde. Bei dieser Unterredung wollte ich unbedingt dabei sein. Ich wusste noch nicht recht, wie ich sagen sollte, was ich sagen wollte, doch ich wusste, dass es gesagt werden musste.

Elvis war immer noch sehr stolz auf das »Elvis«-Special, das Anfang Dezember auf dem Fernsehkanal NBC ausgestrahlt worden war und ihm eine tiefe Befriedigung verschaffte. Seit Jahren hatte er das Gefühl, dass man ihm nur noch mittelmäßige Filmrollen und mittelmäßige Songs anbot, also hatte er darum gekämpft, eine Fernsehshow nach seinen Vorstellungen machen zu können. Er hatte den Rat des nicht gerade leicht abzuwimmelnden Colonel Parker ausgeschlagen, der seinen wichtigsten Klienten mehr oder weniger davon überzeugen wollte, eine Stunde lang heimelige Weihnachtslieder zu singen.

Stattdessen hatte Elvis eine ungeheuer aufregende einstündige Sendung zusammengestellt, die seine Rock’n’Roll-Wurzeln nicht verleugnete, ihn aber gleichzeitig als Künstler und Entertainer zeigte, mit dem man immer noch rechnen musste: einen Elvis, der in seinem schwarzen Lederdress schlank und rank aussah. Einen Elvis, der sich eine Gitarre umschnallte, um mit seinen alten Bandkollegen Scotty Moore und D.J. Fontana zu jammen. Einen Elvis, der nach wie vor kraftvoll wirkte und etwas zu sagen hatte. Einen Elvis, der aus vollem Herzen sang und wirklich Spaß an seinem Auftritt hatte. Das war der Elvis, den viele Menschen lange Zeit vermisst hatten, und genau diesen präsentierte er nun in seinem TV-Special. Offensichtlich teilte ein Großteil des Landes diese Gefühle für Elvis, denn fast die Hälfte der amerikanischen Fernsehzuschauer sah am Abend der Ausstrahlung seine Show. Die Einschaltquoten waren unter den höchsten des gesamten Jahres.

Auch in der Presse hatte Elvis einige phantastische Kritiken bekommen. Das Einzige, was ihn an den Reaktionen auf seine Show störte, war, dass sie von einigen Leuten als »Comeback Special« bezeichnet wurde. Er war der Ansicht, dass er niemals aufgehört hatte, hart für seinen Erfolg zu arbeiten. Selbst, wenn die Filme und Soundtracks, in die er seine Energie steckte, nicht immer sonderlich inspiriert waren, so hatte er doch nicht das Gefühl, irgendwohin gegangen zu sein, von wo er nun »zurückkehrte«. Vielmehr fand er, dass er zum Teil recht außergewöhnliche Arbeit geleistet hatte. Ich war begeistert, dass mein guter Freund, der begabteste Mensch, den ich kannte, seine Fähigkeiten nun wieder voll nutzte und rockte und rollte, wie nur er es konnte.

Das neue Jahr brachte in Sachen Rock’n’Roll noch mehr gute Nachrichten. Der Colonel hatte gerade einen beispiellosen Deal für Elvis’ Bühnen-Comeback abgeschlossen: Im brandneuen Hotel International in Las Vegas sollte im Sommer eine einmonatige Konzertreihe stattfinden. Elvis freute sich darauf, wieder vor Publikum aufzutreten, und machte gerne Witze, das Hotel und dessen Konzertsaal seien eigens für ihn erbaut worden. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah Elvis die Richtung, die seine Karriere nahm, wieder mit Optimismus. Er war voller Energie.

An jenem Abend, als die Gäste im Esszimmer in Graceland ihre Mahlzeit gerade beendet hatten, zog Elvis einen kleinen Hav-a-Tampa-Zigarillo aus seiner Hemdtasche. Er mochte die dünnen, süßen Zigarren mit Holzspitze, wenngleich er sie auch häufig einfach nur in den Fingern hielt, ohne sie anzuzünden. Langsam schwenkte die Unterhaltung von dem TV-Special zu den Filmen hinüber, die wir kürzlich gesehen hatten, bis man dann zum eigentlichen Geschäft kam. Felton erwähnte, dass es nun an der Zeit sei, Aufnahmetermine für Elvis’ nächstes Album bei RCA festzulegen.

»Ja, das weiß ich«, sagte Elvis und drehte die Zigarre zwischen den Fingern. »Wir kriegen das schon hin.«

Die Session sollte schon bald stattfinden, und zwar entweder in den RCA-Studios in Nashville oder in Los Angeles. Felton begann zu überlegen, welche Studiomusiker in den kommenden Wochen frei wären. Elvis wollte immer mit einer starken Rhythmusgruppe zusammenarbeiten, und es bestand ein wenig Sorge, dass der beste Studioschlagzeuger aus Los Angeles, Hal Blaine, ausgebucht war und für die Aufnahmetermine nicht zur Verfügung stand. Felton schlug ein paar passende Ersatzmusiker vor und diskutierte dann darüber, welche Musiker sonst noch verfügbar wären oder nicht. Freddy Bienstock sagte, Hill and Range hätte eine Fülle neuen Materials, dass sie Elvis gerne vorstellen wollten.

Ich bemerkte, dass Elvis’ gute Laune einen Dämpfer erhalten hatte. In letzter Zeit war zwar alles gut gelaufen, doch war es lange her, dass er einen Hit gehabt hatte. Zum damaligen Zeitpunkt erschien ihm der Gedanke, in ein Aufnahmestudio zu gehen, schlicht als das, was es war – Arbeit. Je mehr Studiomusiker in Betracht gezogen wurden, desto mehr schien die fröhliche Ferienstimmung zu verpuffen. Das TV-Special war so gut gelaufen, und Elvis freute sich so sehr auf die anstehenden Konzerte, dass es fast eine Schande war, dass er nicht auch wieder großartige Schallplatten machen sollte.

Für mich war das übrigens keine Frage des Könnens oder Wollens. Elvis hatte gerade bewiesen, dass er in Topform war, und wenn wir auch nicht viel darüber redeten, so wusste ich doch, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als wieder die Spitze der Charts zu erklimmen. Ich war inzwischen der Meinung, dass dies ausschließlich davon abhing, was und wo er aufnahm. Natürlich konnte er sich in jedem Studio einrichten – das hatte er schon von Anfang an so gemacht, als er in dem kleinen, gemütlichen Studio des Memphis Recording Service zusammen mit Sam Phillips seine ersten...

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