Sag Mami Good bye - Roman

Sag Mami Good bye - Roman

von: Joy Fielding

Goldmann, 2010

ISBN: 9783641054137

Sprache: Deutsch

448 Seiten, Download: 346 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Sag Mami Good bye - Roman



"Die Vergangenheit (S. 7-8)

1

»Könnten Sie das ein wenig konkretisieren, wenn Sie von ›sonderbarem Verhalten‹ rechen?« »Konkretisieren?« Der Anwalt ließ ein Lächeln wohlgeübter Geduld sehen, und seine Stimme war voller Verständnis, als er fortfuhr: »Ja. Könnten Sie uns vielleicht Beispiele nennen für das, was Sie uns beschrieben haben als sonderbares Verhalten Ihrer Frau im Laufe der letzten Jahre?« »Oh, ja. Gewiß.« Der Mann nickte. Wie erstarrt saß Donna Cressy auf ihrem Stuhl, und voll Anspannung beobachtete sie den Mann im Zeugenstand - ihn, der sechs Jahre lang ihr Ehemann gewesen war: Victor Cressy, achtunddreißig, fünf Jahre älter als sie. Unbeirrt fuhr er fort, ihr Selbstbewußtsein zu zerstören, Stück für Stück, Atom für Atom (wie Aschenstäubchen aus dem Ofen eines Krematoriums).

Alles wurde seziert: jedes Wort, das sie in ihrer Ehe jemals geäußert hatte, selbst der Tonfall, die kleinste Nuance. Es schien nichts zu geben als eine Interpretation oder, anders ausgedrückt, den Blick durch seine Brille. Sie fühlte sich versucht zu lächeln. Warum auch hätte es bei der Scheidung anders sein sollen als während ihrer Ehe. Sie betrachtete sein Gesicht und wünschte, sie könnte so sein wie eine der Frauen, von denen sie so oft gelesen hatte: die beim Blick auf den einstigen Ehemann oder Geliebten nicht mehr verstehen konnten, was sie in dem denn je gesehen haben mochten.

Was sie selbst betraf, so sah sie noch immer alles genau wie damals - das attraktive, freundlich wirkende Gesicht mit den nachdenklichen blauen Augen, dem fast schwarzen Haar, dem vollen Mund. Bei aller Sensibilität besaß es auch etwas Herrisches, und die Stimme war die Stimme eines Mannes, der sich Respekt zu verschaffen verstand, aber auch Respekt zollte. »Sie hörte auf, Auto zu fahren«, sagte Victor wie verwundert. Offenbar war dies etwas, das über sein Begriffsvermögen ging.

»Hörte auf - ja, wieso denn?« hakte der Anwalt nach. »Hatte sie einen Unfall gehabt?« Er war wirklich ein ausgezeichneter Anwalt, mußte Donna zugeben. Hatte Victor nicht sogar gesagt, er sei der beste in ganz Florida? Verwundern konnte das kaum. Für Victor war das Beste immer gerade gut genug. Anfangs hatte sie das an ihm bewundert, später mehr und mehr verabscheut. Schien es nicht unfaßbar, daß man das, was man einmal geliebt, am Ende verachten konnte?

Komisch eigentlich. Komisch, daß der routinierte Anwalt und sein Mandant die einstudierte Szene so »brachten«, daß alles ganz spontan wirkte. Von ihrem eigenen Anwalt wußte sie: Ein guter »Mann vom Fach« stellt niemals eine Frage, deren Beantwortung er nicht im voraus kennt. Auch ihr Anwalt genoß einen ausgezeichneten Ruf als Jurist - konnte jedoch mit Victors Anwalt nicht ganz mithalten."

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