Einstellungs- und Verhaltensänderungen in und durch Kleingruppen: Rezeption eines sozialpsychologischen Komplexes für den kirchlichen Kontext

Einstellungs- und Verhaltensänderungen in und durch Kleingruppen: Rezeption eines sozialpsychologischen Komplexes für den kirchlichen Kontext

von: Sidnei V. Noe

Frank & Timme, 2005

ISBN: 9783865960481

Sprache: Deutsch

267 Seiten, Download: 14481 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Einstellungs- und Verhaltensänderungen in und durch Kleingruppen: Rezeption eines sozialpsychologischen Komplexes für den kirchlichen Kontext



III. Einstellungs-Verhaltensänderung: Ein Ziel im kirchlichen Kontext (S. 184-185)

Unter der Voraussetzung, dass zwischen den Begriffen Glaube und Einstellung eine Affinität besteht, könnte auch eine ähnliche Verwandtschaft zwischen den Begriffen angenommen werden, die eine Veränderung dieser elementaren Strukturen zum Ausdruck bringen wollen. Während im theologischen Rahmen die Aufforderung zur Buße und Umkehr443 in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt, ist in der sozialpsychologischen Ausdrucksweise die Rede von Einstellungs-Verhaltensänderung.

Dieser „Umweg" über das sozialpsychologische Pendant zur theologischen Auffassung von Veränderung bringt für diese Arbeit die gewünschte Folge, dass nicht die theologische normative Forderung im Mittelpunkt steht (die Frage nach dem „Was"), bzw. dessen Umsetzung in die Praxis, sondern, dass der Weg bis hin zur Änderung thematisiert wird (die Frage nach dem „Warum" und die Frage nach dem „Wie"). Denn es kann hier nicht die Meinung derer geteilt werden, die sagen, die in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse über die Entstehung und Änderung von Einstellungen bzw. Verhaltensweisen seien so zu verstehen, dass ein über die kognitive Ebene an den Einzelnen herangetragener normativer Appell (Gesetz),die Resistenz gegen Änderungen durchbricht. Andererseits kann auch nicht die Meinung im theologischen Sinne geteilt werden, dass die Aufforderung zur Veränderung (Umkehr) ein Wert an sich ist. Sie ist nicht bloßes Gesetz, sondern sie hat einen Sinn.

Dieser Sinn liegt darin, dass Glaubensvorstellungen (oder Einstellungen) eine wichtige Funktion für den Menschen haben: Sie dienen dem Menschen als Lebenshilfe. Werden die Inhalte dieser komplexen Struktur (bestehend aus Affekten, Kognitionen und Konationen) nicht in jeder neuen Lebensphase im Bezug auf die Veränderung der sozialen Umwelt aktualisiert, so versagen sie in der Erfüllung ihrer Funktion und werden von den entscheidungsrelevanten Kriterien zur Orientierung in der veränderten Lage abgekoppelt.

In diesem Sinne ist es wichtig, die Frage nach der Veränderung von Einstellungen und Verhalten nicht zeitlos beantworten zu wollen, sondern mit einer Analyse der Herausforderungen der Zeit zu verknüpfen, was bedeutet, dass die einzelnen gesellschaftlichen Strukturen, sowie die Verbindung dieser zum Verhalten analysiert werden müssen. Hierfür ist eine Gesellschaftsanalyse nötig. Durch die Einbeziehung der Diskussion über die Herausforderungen der Postmoderne an den Einzelnen wurde der Tatbestand abgeleitet, dass es nicht nur zu einer Anpassungsstrategie, sondern schlichtweg zum Überlebenskampf gehört, dass der Einzelne unter den gegebenen Bedingungen die Fähigkeit erwirbt, seine Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern.

Die zentrale These in dieser Hinsicht wurde von der durch KEUPP überarbeiteten Unterscheidung des Ethnologen LÉVI-STRAUSS zwischen heißer und kühler Geschichtsperiode abgeleitet. Die erste Aussage in diesem Zusammenhang war, dass sich die Entwicklung in den abendländisch spätkapitalistischen Gesellschaften am Ende des zweiten Jahrtausends in einer Krise, bzw. einer heißen Periode befindet. Diese Krise ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass die „traditionellen Sinnstiftungsinstanzen" zunehmend versagen, um Antworten auf die komplexen Probleme zu geben.

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