Mama - Immer wieder Mama

Mama - Immer wieder Mama

von: Sophie Hellinger

Bert Hellinger Publications, 2023

ISBN: 9783947955244

Sprache: Deutsch

198 Seiten, Download: 286 KB

 
Format:  EPUB

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Mama - Immer wieder Mama



I. Der Blick auf die Mutter


Ich freue mich immer, wenn ich ein kleines Kind im Kinderwagen sehe und es in der Blickrichtung zur Mutter sitzt. Also Kleinkinder im Alter von etwa zehn Monaten, die schon in einer Karre geschoben werden. Dann bleibe ich häufig stehen und beobachte Mutter und Kind mit meiner ganzen Aufmerksamkeit. Die Energie, die zwischen ihnen hin und her fließt, ist so stark, dass man sie fast greifen kann. Ich kann spüren, wie die Welt für beide in Harmonie und Ordnung ist. Dieses Geschehen erfüllt mich mit einem tiefen Glücksgefühl. In meinem Inneren wird etwas berührt, das ich als Verbundenheit mit dem gesamten Universum bezeichnen möchte.

Dabei spreche ich nicht von Babys, die natürlich immer ganz süß sind. Na ja, nicht immer süß. Viele Mütter werden mir zustimmen, dass die Baby-Zeit einen oft an die Grenzen der nervlichen und körperlichen Kräfte bringen kann. Obwohl ein Baby noch so klein ist, besitzt es dennoch bereits seinen eigenen Willen. Es weiß genau, was es will und was es braucht. Das bringt es energisch zum Ausdruck. Und zwar, indem es schreit und solange schreit, bis etwas geschieht. Diese Schreierei kann vor allem nachts sehr lange sein – je nach Wesensart des Kindes. Kein Baby ist wie das andere.

Wenn wir Babys ansehen, fühlen wir uns in einer anderen Weise berührt als beim Blick auf Kleinkinder. Denn es ist kaum zu begreifen, wie so ein Wesen im Bauch der Mutter heranwachsen konnte. Weder unsere Gedanken noch unsere Vorstellungen sind in der Lage, sich diesen Prozess in vollem Umfang vorzustellen. Es ist das lebende Ergebnis eines schöpferischen Prozesses. Wenn wir mit diesen Gedanken auf ein Baby blicken, dann fühlen wir uns von einer kosmischen – andere sagen göttlichen – Kraft berührt.

Bei Kleinkindern fasziniert mich ihr Blick zur Mutter. Mit unumstößlichem Vertrauen, mit tiefster Verbundenheit, ja, man kann sagen, mit der schönsten und größten Form der Verbundenheit. Das Kind fixiert gleichsam gebannt die Mutter. Als würde es viel mehr als nur seine Mutter wahrnehmen; als würde sein Blick fast unendlich weitergehen: In der eigenen Mutter sieht und spürt es auch deren Mutter, also seine Großmutter, und auch deren Mutter, also seine Urgroßmutter, und so weiter, über Generationen zurück. Dass dies keine esoterische Spinnerei ist, haben die jüngsten Erkenntnisse der Epigenetik bewiesen, dem wohl derzeit spannendsten Wissenschaftsbereich neben der Quantenphysik. Doch hier greife ich vor.

Manche werden jetzt sagen: „Dass ein Kind so auf seine Mutter reagiert, ist doch kein Wunder. Schließlich war es neun Monate in ihrem Bauch, hörte dort schon ihre Stimme und erlebte ihre Gefühle mit. Es ist ganz klar, dass das Kind sich mit der Mutter eins fühlt. Außerdem ist es meist die Mutter, die es in den ersten Monaten versorgt, meistens sogar stillt.“ Also alles reine Gewohnheit? Nein, das glaube ich nicht, und die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaft geben mir recht. Der Bauch der Mutter ist eben kein für neun Monate bewohntes Ferienappartement mit All-inklusive-Verpflegung, aus dem man nach abgelaufener Zeit auszieht und sich andernorts niederlässt.

Der Bauch der Mutter ist keine beliebig austauschbare Unterkunft, er ist kein mechanischer Brutkasten. Was sich im Mutterleib vollzieht, ist die Grundlage für eine einmalige, unauflösliche Bindung. Sie bleibt während des ganzen Lebens des Kindes bestehen, sogar bis zum Greisenalter. Es ist eine besondere Verbindung, die in Abwandlung des Satzes „bis dass der Tod uns scheidet“ sogar „bis dass erst mein Tod mich von dir scheidet“ – zumindest hier auf Erden – währt. Mit der Mutter vollzieht sich die innigste Verbindung für jeden Menschen.

Hier höre ich schon viele aufschreien: „Aber meine Mutter liebe ich nicht so.“ „Meine Mutter hat mich enttäuscht.“ „Ich lehne meine Mutter ab, ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben.“ „Mit meiner Mutter habe ich selbst als Erwachsene noch Probleme. Ich will mit ihr absolut nichts mehr zu tun haben.“

Manche gehen sogar so weit zu behaupten, dass sie zwei Mütter hätten: eine biologische und eine Herzensmutter. Die eine habe sie zwar geboren, aber die andere habe sich um sie gekümmert. Die „biologische Mutter“ – ich setze dies bewusst in Anführungszeichen – zählt dann nicht mehr. Es geht so weit, dass einige sagen: „Ich wünsche ihr den Tod.“ Es gibt sogar eine Steigerung: „Am liebsten würde ich meine Mutter umbringen.“ Wer so denkt, setzt sich an Gottes Stelle. Denn jeder hat nur eine Mutter, die leibliche. Egal, wie sehr jemand mit dem Verstand dagegen arbeitet. Auch hier hat die Wissenschaft bewiesen, dass diese Verbindung einmalig und unendlich ist.

Kein Lebenspartner, kein bester Freund und keine beste Freundin, kein Guru und – ich wage zu sagen – auch kein Gott beschäftigt den einzelnen Menschen bis zu seinem Tod so sehr wie die eigene Mutter. Selbst der Schmerz beim Ende der größten Liebe endet irgendwann, denn hier heilt – so banal es klingen mag – die Zeit die Wunden. Jedoch die Verbundenheit mit der Mutter bleibt. Bei einigen ist es ein Hadern, begleitet von Gefühlen des Verletztseins, des Zorns, des Enttäuschtseins und der Traurigkeit. Diese Gefühle haben eine direkte Auswirkung auf die Seele. Sie begrenzen die Möglichkeiten, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen; sie lassen Partnerschaften zerbrechen, vereiteln Erfolge im Beruf und führen nicht selten zu schweren Erkrankungen, im schlimmsten Fall sogar zum Tod.

Bei den Tausenden Familienaufstellungen, die ich im Laufe meines Lebens weltweit mit meinem Mann Bert, aber in den letzten Jahren auch alleine durchgeführt habe, ging es mindestens zu achtzig Prozent um Probleme des Klienten mit der Mutter. Vorwiegend handelte es sich bei den Klienten um Frauen. In jüngster Zeit beobachte ich diese Haltung vermehrt auch bei Männern. Die wenigsten blickten ohne Vorwürfe auf ihre Mutter, unfähig, die von ihr erbrachte Leistung zu anzuerkennen und sie vor allem zu würdigen, ganz zu schweigen von der Fähigkeit, mit Dankbarkeit auf die Mutter zu blicken. Mein Mann Bert sagte einmal: „Mir tun die Mütter leid. So viel wird von ihnen erwartet. Wie soll ein Mensch das leisten können?“ Die meisten Frauen leben außerdem noch in der Vorstellung, alles völlig anders und sogar noch viel besser als die eigene Mutter machen zu können.

Doch erst die Aussöhnung mit der eigenen Mutter lässt die immer vorhandene und häufig unbewusste Liebe zur Mutter wieder ungehindert fließen kann. Das ist die Voraussetzung für inneren Frieden. Wie dieser Friede erreicht wird, ist ein großes, wiederkehrendes Thema dieses Buches. Doch schon hier behaupte ich und werde es im weiteren Verlauf belegen, dass für jeden in Bezug auf die Mutter gilt:

„Du warst, du bist, du bleibst die größte Liebe meines Lebens.“

Meditation


Du kannst den folgenden Text mit einem Diktiergerät aufnehmen und abspielen. Oder du bittest eine Person deines Vertrauens, dir diesen Text vorzulesen:

Setze dich aufrecht hin, die Beine parallel auf dem Boden.

Atme tief aus und ganz bewusst bis in den Bauchraum wieder ein.

Freue dich auf das, was jetzt kommen wird.

Lächle, freue dich grundlos, zeige, dass du lächeln kannst und lächeln willst.

Das Lächeln zeigt, dass du bereit bist für das, was jetzt auf dich zukommen wird.

Glaube mir: Das Leben kann nur besser werden.

Es spielt keine Rolle, wie alt oder wie jung du bist.

Du atmest jetzt ganz bewusst all deinen Kummer, all deine Sorgen, all deinen unnötigen Ballast und deine Erinnerungen aus.

Kontrolliere dein Lächeln.

Spüre deine Mundwinkel, wie sie sich nach oben anheben.

Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, dass das zu dir kommen kann, auf das du schon so lange wartest.

Schließe deine Augen und halte sie geschlossen.

Du fühlst dich in deinen Körper in totaler Sicherheit.

Fühle dich entspannt in diesem Raum, in deiner Wohnung oder in deinem Haus, in dem du dich gerade befindest.

Beobachte deinen Atem.

Lausche in dich hinein.

Spüre, wie sich dein Brustkorb hebt und senkt.

Atme ganz bewusst aus.

Atme ganz bewusst durch die Nase ein.

Stell dir vor, wie du mit jedem Atemzug eine Verbindung zu allen Pflanzen und Bäumen herstellst.

Beobachte erneut deinen Atem.

Fühle die Verbindung mit jedem lebendigen Wesen.

Lächle. Beobachte deinen Atem.

Fühle die Verbindung mit allen Tieren und allen Menschen.

Kontrolliere das Lächeln auf deinem Gesicht.

Dein Lächeln gilt allen und allem, weil du im selben Feld bist mit allem, was existiert.

Lächle. Fühle, wie sich deine Stirn entspannt.

Wie die Spannung aus...

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