Die Weisheit des Shaolin - Wie aus Schwächen Stärken werden

Die Weisheit des Shaolin - Wie aus Schwächen Stärken werden

von: Werner Schwanfelder

Campus Verlag, 2009

ISBN: 9783593407241

Sprache: Deutsch

117 Seiten, Download: 835 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Die Weisheit des Shaolin - Wie aus Schwächen Stärken werden



Peters Reise (S. 13-14)

Nun bin ich also in China. Was an diesem Abend in der Kneipe wie eine großartige und abenteuerliche Idee geklungen hat, der Hoffnungsschimmer am Horizont, kommt mir hier, im drückend heißen, feuchten Shanghai eher dumm und lachhaft vor. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, Werners Vorschlag einfach so anzunehmen? »Ich kenne da jemanden in einem Kloster in China, in der Provinz Henan. Der ist jetzt genau der Richtige für dich«, hatte Werner gesagt. Und von den Mönchen des Shaolin-Tempels erzählt, mit ihrer berühmten Kampfkunst und ihrer uralten Weisheitslehre.

Vielleicht waren es seine enthusiastischen Schilderungen gewesen oder die Pfeffersuppe, die mich für einen Moment wieder die Abenteuerlust und Neugier meiner Studententage fühlen ließen – jedenfalls hatte ich sein Angebot, mir einen Studienaufenthalt in diesem Kloster zu organisieren, ohne längeres Nachdenken angenommen. Gerade einmal vier Wochen ist das her, kaum genug Zeit, um kurzfristig Urlaub einzureichen, meine Abwesenheit zu organisieren und mich um ein Vi sum zu kümmern. Jetzt sitze ich im Soft-Seater-Abteil eines Expresszugs, der sich langsam aus dem Bahnhof Shanghai herausquält und die dreizehnstündige Fahrt nach Zhengzhou antritt. Ich bin die einzige Langnase im ganzen Zugabteil. Mir gegenüber sitzen zwei Chinesen, die mich aufmerksam mustern.

Der Versuch, ins Gespräch zu kommen, scheitert rasch, zu rudimentär ist ihr Englisch, und Chinesisch spreche ich so gut wie nicht. Somit lassen wir die Zugfahrt stumm an uns vorüberziehen. Es ist wie eine Zeitreise vom Rausch der großen Stadt hinaus auf das weite Land. Entlang der Eisenbahnstrecke gibt es meistens keine großen Sehenswürdigkeiten, eher Baracken, kleine Fabrikhallen und flaches, braunes Land. Von Zhengzhou aus, der Hauptstadt der Provinz Henan, geht es noch einmal eine gute Stunde mit dem Auto weiter, bis wir den Parkplatz vor dem Shaolin Si, dem alten Kloster der Shaolin-Mönche, erreichen. Hier soll ich endlich Tom treffen, meinen Begleiter und Coach für die nächsten 12 Tage.

Fasziniert beobachte ich das rege Treiben vor der Tempelanlage. Autos, Busse, Touristengruppen, die aufgeregt schnatternd über den Platz eilen, Souvenirstände dicht an dicht gedrängt, Videoleinwände mit flimmernden Werbebotschaften und dazwischen hoch aufragend ein pompöses, mit Drachensymbolen geschmücktes Tor. Laut, grell, hektisch – so habe ich mir die Wiege des Zen-Buddhismus eigentlich nicht vorgestellt. Am liebsten möchte ich sofort wieder ins Taxi steigen und umkehren. In diesem Moment kommt ein junger Chinese auf mich zugeeilt.

»Guten Tag, ich bin Tom, dein Begleiter.« Er reicht mir die Hand und ich schüttle sie. Er ist ein schmächtiger Kerl, der mir nur knapp bis zur Schulter reicht. Seine Gesichtszüge wirken weich und jugendlich – ich schätze ihn auf höchstens Mitte 30 – und sein Händedruck ist leicht, fast zögernd. Sieht ja nicht gerade aus wie ein Kampfmönch, denke ich ein wenig amüsiert bei mir, den würde Bruce Lee wahrscheinlich mit einem einzigen Stupser ummähen.

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