Lebe gefährlich! - Leidenschaftlich Gott nachjagen

Lebe gefährlich! - Leidenschaftlich Gott nachjagen

von: Mark Batterson

SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, 2015

ISBN: 9783417227758

Sprache: Deutsch

176 Seiten, Download: 1632 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Lebe gefährlich! - Leidenschaftlich Gott nachjagen



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Kapitel 2


Gänsehaut


Aus dem Käfig der Verantwortlichkeit ausbrechen


Die Seele lebt von dem, was sie liebt.


  →   JOHANNES VOM KREUZ

Vor ein paar Jahren überlegte ich, wie ich einmal sterben wollte. Ich weiß, das klingt morbid und erfordert eine Erklärung, also lassen Sie mich erzählen, wie es dazu kam. Ich las von einem Mann namens Wilson Bentley2, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte. Wir haben keinerlei Gemeinsamkeiten. Und er starb lange vor meiner Geburt. Aber als ich las, wie er gestorben war, beschloss ich, so sterben zu wollen wie er.

Wilson war auf einer Farm in Jericho, Vermont, aufgewachsen und hatte als Junge eine Leidenschaft für Schneeflocken entwickelt. Besessenheit ist vielleicht das bessere Wort. Bei einem Schneesturm flüchten die Menschen in der Regel ins Haus. Nicht so Wilson. Er rannte nach draußen, sobald es anfing zu schneien, fing die Schneeflocken auf schwarzem Samt auf, untersuchte sie unter dem Mikroskop und fotografierte sie, bevor sie schmolzen. Seine erste Mikrofotografie stammt vom 15. Januar 1885.

Unter dem Mikroskop stellte ich fest, dass Schneeflocken ein Wunder an Schönheit sind; und es erschien mir eine Schande, dass diese Schönheit nicht von anderen gesehen und geschätzt werden konnte. Jedes Kristall war ein Meisterwerk und jede war einzigartig. Wenn eine Schneeflocke schmolz, war ihr Muster für immer verloren. So viel Schönheit war dahin und war nirgends festgehalten worden.3

Wilson war der erste bekannte Schneeflockenfotograf und er folgte seiner Leidenschaft mehr als fünfzig Jahre lang. Er trug eine Sammlung von 5381 Fotografien zusammen, die in seinem Hauptwerk Snow Crystals veröffentlicht wurden. Und er starb eines Todes, der sein Leben widerspiegelte. Wilson »Schneeflocke« Bentley zog sich eine Lungenentzündung zu, als er sechs Meilen durch einen heftigen Schneesturm stapfte. Er starb am 23. Dezember 1931.

Und so möchte ich auch sterben. Nein, nicht an einer Lungenentzündung. Aber ich möchte sterben, während ich das tue, was ich liebe. Ich bin entschlossen, den mir von Gott gegebenen Leidenschaften bis zum Tag meines Todes zu folgen. Das Leben ist zu wertvoll, um sich mit weniger zu begnügen.

Ich bin nicht sicher, ob Ihr Todesdatum das Datum ist, das auf Ihrem Grabstein stehen wird. Die meisten Menschen sterben lange vorher. Unser Sterben beginnt, wenn es in unserem Leben nichts mehr gibt, für das es sich zu leben lohnt. Und wir fangen erst wirklich zu leben an, wenn wir etwas finden, für das wir sterben würden. Das ist irgendwie interessant, oder?

Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, warum Jesus so voller Leben war. Es gab so viel oder vielmehr so viele, für die er den Tod in Kauf nahm. Niemand war leidenschaftlicher dem Leben zugewandt als Jesus. Und wir sind herausgefordert, seinem Beispiel zu folgen. Menschen, die Christus nachfolgen, sollten die leidenschaftlichsten Leute auf dieser Erde sein. Und es sollte für uns nicht bloß eine Option sein, den uns von Gott gegebenen Leidenschaften nachzujagen. Es ist unbedingt nötig, wenn wir uns auf die Jagd nach der Wildgans begeben wollen. Dann kann das Abenteuer beginnen.

Verantwortliche Unverantwortlichkeit


Neulich las ich, dass ein Mensch durchschnittlich die Hälfte der Zeit, in der er nicht schläft, an seinem Arbeitsplatz verbringt. Im Laufe des Lebens sind das etwa einhunderttausend Stunden.4 Angesichts dieser Statistik möchte ich Ihnen zwei Ratschläge mitgeben: Erstens, besorgen Sie sich einen ergonomischen Bürostuhl. Zweitens, und viel wichtiger, streben Sie nicht an, Karriere zu machen.

Wir machen häufig den Fehler, dass wir zwar anfänglich einer Leidenschaft nachgehen, uns aber am Ende mit einem Gehaltsscheck zufriedengeben. Anstatt unser Leben aktiv zu gestalten, verdienen wir unseren Lebensunterhalt. Und unsere tiefsten Leidenschaften werden unter unseren Alltagsverpflichtungen begraben.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich müssen wir unseren Verantwortlichkeiten nachkommen. Wir müssen unsere Rechnungen bezahlen, den Müll rausbringen und uns um unsere Altersvorsorge kümmern. Aber unsere wichtigste Aufgabe ist es, dem zu folgen, was uns von Gott ins Herz gelegt ist. Und wenn wir zulassen, dass weniger wichtige Pflichten wichtigere überlagern, dann sind wir der »unverantwortlichen Verantwortlichkeit« zum Opfer gefallen, von der ich im vorherigen Kapitel sprach.

Diese falsche Haltung finden wir auch bei einem Mann, dem Jesus begegnete.

[Jesus] sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes (Lukas 9,59-60).

Sein Anliegen ist doch eigentlich verständlich, oder? Der arme Mann wollte seinen Vater begraben. Aber Jesus durchschaute ihn. Dieser Mann benutzte seine Pflicht als Ausrede. Mit der Beisetzung seines Vaters wollte er Jesus hinhalten. Er ließ sich von einer weniger wichtigen Aufgabe daran hindern, die größte Aufgabe und Gelegenheit seines Lebens wahrzunehmen: Christus nachzufolgen.

Uns ergeht es ähnlich. Unsere Pflichten dienen als Vorwand. Und im Laufe der Zeit werden unsere Aufgaben zu einer Form der Unverantwortlichkeit. Sie entwickeln sich zu dem Käfig, der uns daran hindert, dem Geist Gottes nachzujagen. Und der einzige Ausweg ist, wenn wir verantwortlich unverantwortlich werden.

Manchmal erscheint uns der Wille Gottes durch und durch unvernünftig. Von uns wird eine Entscheidung oder Tat verlangt, die keinen Sinn zu ergeben scheint. Wenn wir entsprechend handeln, halten uns die Menschen in unserer Umgebung für verrückt. Auch Jesus wurde von seiner Familie nicht verstanden (vgl. Markus 3,21). Aber »verantwortlich unverantwortlich« zu sein, bedeutet, sich nicht von menschlichen Pflichten daran hindern zu lassen, den Leidenschaften zu folgen, die Gott in unser Herz gelegt hat.

Sehen wir uns Nehemia an.

Unqualifiziert


Zunächst etwas zum geschichtlichen Hintergrund, damit wir Nehemia besser verstehen können:

Im Jahre 586 v. Chr. drang König Nebukadnezar in Juda ein, eroberte Jerusalem und nahm viele der jüdischen Überlebenden nach Babylon mit. Fast fünfzig Jahre später führte ein Jude namens Serubbabel die ersten der letzten Überlebenden nach Jerusalem zurück, um die Stadt wiederaufzubauen. Der Tempel wurde im Jahr 516 v. Chr. neu errichtet, aber 445 v. Chr. lag die Stadtmauer Jerusalems immer noch in Trümmern. Jerusalem hatte keinen Schutz vor seinen Feinden. Da hatte ein jüdischer Mundschenk, der im weit entfernten Babylon lebte, eine verrückte Idee.

Es geschah im Monat Kislew des zwanzigsten Jahres, als ich in der Festung Susa war, da kam Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda. Und ich fragte sie, wie es den Juden ginge, den Entronnenen, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und wie es Jerusalem ginge. Und sie sprachen zu mir: Die Entronnenen, die zurückgekehrt sind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande in großem Unglück und in Schmach; die Mauern Jerusalems liegen zerbrochen und seine Tore sind mit Feuer verbrannt. Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels (Nehemia 1,1-4).

Nehemia besaß keinerlei Architekturkenntnisse und hatte keinerlei Bauerfahrung in seinem Lebenslauf vorzuweisen. Soweit wir wissen, war er nie in Jerusalem gewesen. Er war also in höchstem Maße unqualifiziert für ein solches Unterfangen. Ein Mundschenk, der die Stadtmauer von Jerusalem wieder aufbaut – absurd, einfach lächerlich. Aber so ist das meistens, wenn wir den uns von Gott gegebenen Leidenschaften folgen. Genauso lächerlich war es, als ein Bauer namens Noah eine Arche baute, ein Hirte namens David gegen einen Riesen kämpfte oder ein Mörder namens Paulus die Hälfte des Neuen Testaments schrieb.

Wenn es darum geht, den Willen Gottes zu tun, ist das, was uns Gott ins Herz legt, viel wichtiger als jede Qualifikation, die wir vorweisen können. Gott gebraucht uns häufig gerade dann, wenn wir völlig unfähig sind. Denn dann bekommt er die Ehre.

Nehemia hätte das Verlangen, die Stadtmauer wiederaufzubauen, leicht als abwegig abtun können. Er hätte eine Reihe von Ausreden vorbringen können, um in Babylon zu bleiben. Warum übernahm sein Bruder nicht diese Arbeit? Der kannte Jerusalem. Außerdem hatte Nehemia einen guten Posten. Ich weiß nicht genau, welchen Platz der Mundschenk des Königs im babylonischen Organigramm einnahm, aber immerhin arbeitete er für das Weiße Haus. Er hatte nicht nur einen sicheren Job; mit seinem Posten waren Vergünstigungen und Privilegien verbunden. Er hätte gut da bleiben können, wo er war. Und der Wiederaufbau der Stadtmauer von Jerusalem war ganz gewiss nicht seine Aufgabe. Oder etwa doch?

Was ich jetzt schreibe, ist mir sehr wichtig: Wenn Gott Ihnen einen Wunsch ins Herz legt, sei es nun, Hungernden in Afrika zu helfen, Kindern in Großstädten ein Vorbild zu sein oder Filme mit der Botschaft der Erlösung zu produzieren, dann ist...

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