'Aber ich will etwas getan haben dagegen!' - Die RAF als postfaschistisches Phänomen

'Aber ich will etwas getan haben dagegen!' - Die RAF als postfaschistisches Phänomen

von: Martin Kowalski

Vergangenheitsverlag, 2011

ISBN: 9783940621498

Sprache: Deutsch

180 Seiten, Download: 1108 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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'Aber ich will etwas getan haben dagegen!' - Die RAF als postfaschistisches Phänomen



„Praxislos sind programmatische Erklärungen nur Geschwätz.“ – Primat der Praxis und Avantgardismus (S. 75-76)

In Gestalt des ‚Primats der Praxis‘ wurde die eigene Haltung in den Rang einer revolutionären Theorie und zu einer Art kategorischem Imperativ erhoben. Aus dem Zerfall der APO wollte die RAF die ‚angemessene‘ Konsequenz ziehen. Im RAF-Gründungsaufruf forderte Gudrun Ensslin zweierlei: Endlich zu handeln, und zwar militant zu handeln. Und aufzuhören, die Ziele linker Aktion einer breiten Öffentlichkeit aus „kleinbürgerlichen Intellektuellen“ verständlich machen zu wollen.

Die „potentiell revolutionären Teile des Volkes“ und „objektiv Linken“ sollten agitiert werden: Arbeiter und Arbeiterinnen, benachteiligte Jugendliche, „die kinderreichen Familien und das Subproletariat und die proletarischen Frauen, die nur drauf warten, den Richtigen in die Fresse zu schlagen.“ Statt Reden und Theoretisieren in Intellektuellenkreisen sollte nun etwas ‚getan‘ werden, und zwar gemeinsam mit den Beherrschten und Unterdrückten.

Man reproduzierte dabei eine bereits in der APO verbreitete klassisch marxistisch-leninistische Analyseperspektive: Einer von objektiven Umständen determinierten Klasse ‚an sich‘ musste durch eine linksradikale Avantgarde das ‚richtige‘ Klassenbewusstsein beigebracht werden, damit sie eine revolutionäre Klasse ‚für sich‘ werden konnte, die sich ihrer Interessen bewusst und dafür zu kämpfen bereit sei. Ein Jahr später kritisierte die RAF vor diesem Hintergrund die „Rückkehr zu studentischen Schreibtischen“ und eine andauernde „Papierproduktion“: „Praxislos ist die Lektüre des ‚Kapital‘ nichts als bürgerliches Studium. Praxislos sind programmatische Erklärungen nur Geschwätz. Praxislos ist proletarischer Internationalismus nur Angeberei. Theoretisch den Standpunkt des Proletariats einnehmen, heißt ihn praktisch einnehmen.“

Die RAF war nicht grundsätzlich theorie- und intellektuellenfeindlich, das zeigen schon ihre bemüht- komplizierten Schriften. Sie sprach allerdings der Praxis eine nahezu unbedingte Priorität zu, wobei ‚bewussten‘ Intellektuellen eine spezielle Aufgabe zufalle: „Wir behaupten, dass ohne revolutionäre Initiative, ohne die praktische revolutionäre Intervention der Avantgarde der sozialistischen Arbeiter und Intellektuellen, ohne den konkreten antiimperialistischen Kampf es keinen Vereinheitlichungsprozess gibt, dass das Bündnis nur in gemeinsamen Kämpfen hergestellt wird oder nicht, in denen der bewusste Teil der Arbeiter und Intellektuellen nicht Regie zu fahren, sondern voranzugehen hat.“

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