Fenster zum Herzen oder Die heilende Kraft innerer Krisen

Fenster zum Herzen oder Die heilende Kraft innerer Krisen

von: Robert M. Alter, Jane Alter

Verlag Dietmar Klotz, 2004

ISBN: 9783880744622

Sprache: Deutsch

262 Seiten, Download: 1507 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Fenster zum Herzen oder Die heilende Kraft innerer Krisen



HILF MIR! (S. 168-169)

Ich kenne einige gute Ehen – Ehen, bei denen beide einfach versuchen, durch den Tag zu kommen, indem sie einander helfen und indem sie gut zueinander sind.

Erica Jong


Leslie hatte einen Großteil der Woche mit einer Erkältung im Bett gelegen. Nun war sie wütend auf ihren Mann, weil er sich nicht genug um sie kümmerte. Der Mann, Dov, war daraufhin in Verteidigungshaltung gegangen und regte sich seinerseits über sie auf. "Jedes Mal, wenn du mich um etwas gebeten hast, hast du es bekommen. Was es auch war, du hast es bekommen: Medikamente, Essen, Tee, Massagen, Zeitschriften. Ich war immer zur Stelle, und ich finde es undankbar, wenn du sagst, dass ich nicht für dich da war." "Ich sage ja gar nicht, dass du nicht für mich da warst, Dov. Doch, du warst in der Tat da, bei allem, worum ich dich bat. Ich sage nur ..."  hier hielt sie lange inne und überlegte "Hm, ich weiß selbst nicht, was ich sagen will. Vergiss es." "Darf ich einmal versuchen, auszudrücken, was Sie für mein Gefühl sagen wollen?" fragte ich sie.

"Ja, klar", meinte sie. "Legen Sie los."

Nun, die Ehe ist in erster Linie ein Ort, sich wechselseitig zu helfen. Viel zu viele von uns haben in ihrer Kindheit nicht die Erfahrung machen können, dass ihre Bedürfnisse angemessen erfüllt wurden. Von daher hat unser Gefühl, dass wir Hilfe verdienen und unsere Fähigkeit, um Hilfe zu bitten, ziemlich gelitten. Wie können wir die Verletzungen heilen, die sich so tief in unser Herz eingegraben haben? Genau hier kann unser Partner oder unsere Partnerin uns helfen, und zwar auf drei verschiedenen Ebenen. Die erste Ebene ist die, wo wir wissen, dass wir von unserem Partner oder unserer Partnerin Hilfe brauchen indem er oder sie sich um uns kümmert, uns umsorgt, uns zur Seite steht, unterstützt. Wir bitten um diese Hilfe, worauf der Partner oder die Partnerin sie uns gewährt. Leslie liegt also im Bett und fühlt sich durch die Erkältung geschwächt. Ihr ist heiß, sie fühlt sich wie ausgetrocknet, sie hat Durst, und sie bittet Dov, ihr einen Saft zu bringen, was er bereitwillig tut. Während er ihr in dieser Hinsicht hilft, unterstützt er sie gleichzeitig auch noch auf eine andere Weise: Er hilft ihr nämlich, ihr beschädigtes Gefühl zu kitten, dass sie wirklich Hilfe verdient. Das ist gut, aber es existiert dabei eine noch tiefer liegende Verletzung, bis zu der diese liebevollen Gesten nicht vordringen. In uns allen gibt es einen Teil, der denkt: "Ich falle anderen zur Last, ich bin eine Plage, und wer mir hilft, tut das nur grollend und hasst mich in Wirklichkeit dafür, dass ich mich ihm aufdränge, bedürftig und abstoßend, wie ich bin." Bei diesem Teil von uns kommt die erste Ebene von Hilfe nicht an. So erklärt es sich, dass Leslie, selbst nachdem Dov sich die ganze Woche über auf dieser Ebene um sie gekümmert und sie umsorgt hat, noch immer das Gefühl hat, er hälfe ihr nicht. Die zweite Ebene von Hilfe ist die, wo die helfende Person freiwillig und unaufgefordert zu dem oder der Hilfebedürftigen kommt und fragt: "Was kann ich für dich tun?"

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